Hochschulinformationssysteme: Hinter den Kulissen des Campus-Managements

Den Campus einer Hochschule zu verwalten ist eine wahre Meisterleistung. Herzstück der Organisation des studentischen Lebenszyklus ist das Campus-Management-System (CMS) bzw. Hochschulinformationssystem. Welche Funktionen haben diese Campus-Management-Systeme, welche Arten gibt es und wie kann ein CMS mit anderen digitalen Lösungen kombiniert werden?

20.02.2020

von Isabella Zick

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Hochschulinformationssysteme oder Campus-Management-Systeme (CMS) sind IT-Systeme, die der Abbildung von Geschäftsprozessen im Bereich des studentischen Lebenszyklus sowie weiterer Aufgabenfelder der Hochschulverwaltung dienen. In diesem Blogpost wollen wir einen Blick hinter die Kulissen des Campus-Managements werfen und CMS und Lernmanagement-Systeme genauer beleuchten.

Was sind Campus-Management-Systeme?

CMS sind meist webbasierte IT-Systeme, die alle Prozesse im Student-Life-Cycle und Prozesse der Hochschulverwaltung abbilden. Die Systeme kombinieren Funktionen aus dem Hochschulalltag mit den individuellen Anforderungen sämtlicher Akteur*innen einer Hochschule – zum Beispiel Studierenden-, Kurs- und Prüfungsverwaltung. Das sorgt für einen optimalen Kommunikationsfluss zwischen allen Beteiligten. Campus-Management-Systeme speichern und verarbeiten personen-, veranstaltungs-, infrastruktur- und leistungsbezogene Daten.

Hochschulen organisieren über das CMS Personen, Funktionen, Organisationen, Gebäude und Räume, Lehrveranstaltungen und Prüfungen. Auch an Studienplänen und dem Studienangebot wird über das CMS gearbeitet und mit manchen Systemen können auch Bewerbung und Zulassung von Studierenden organisiert werden.

Studierende können über ihren Account im CMS Kurse und Prüfungen verwalten. Im Portal stehen meist auch E-Mail-Account, Lernplattformen, Benutzerservice der Bibliothek und viele weitere Anwendungen übersichtlich zur Verfügung. Außerdem erhalten Anwender im CMS studien-, lehr- oder prüfungsbezogene Informationen.

Aber auch in Forschung und Lehre kommt das Campus-Management-System zum Einsatz. Es werden alle Funktionen und Prozesse abgebildet, die zum Funktionieren eines Wissenschaftsbetriebs beitragen. Dazu gehören zum Beispiel die Forschungsdokumentation oder Veröffentlichungen.

Eigenentwicklung oder Standardsoftware?

Bei dieser Frage sind sich die Hochschulen nicht einig. Es gibt im DACH-Raum zahlreiche Hochschulen, deren IT-Abteilungen eigene CMS entwickelt haben. Beispiele dafür sind die Universität Wien mit U:SPACE, die Johannes-Kepler-Universität Linz mit KUSSS oder die Wirtschaftsuniversität Wien mit LPIS. Bei Standardsoftware gibt es einige Anbieter, deren Software mehrere Hochschulen nutzen. Der Vorteil solcher Campus-Management-Systeme sind der vergleichsweise niedrigere Aufwand in der Entwicklung und Wartung für die Hochschul-eigene IT-Abteilung. Ein Nachteil von Standardsoftware ist allerdings, dass Hochschul-spezifische Prozesse je nach Flexibilität der Standardsoftware möglicherweise nicht abgebildet werden – problematisch wird das bei der Migration einer Eigenentwicklung zu einer Standardsoftware.

Das sind die bekanntesten Provider von Campus-Management-Systeme im DACH-Raum:

HIS eG: Das Hochschulinformationssystem ist eine IT-Genossenschaft von über 200 deutschen Hochschulen, die seit 2014 besteht.

CAMPUSonline: Ursprünglich entstanden an der TU Graz, stellt CAMPUSonline mittlerweile über 40 Hochschulen in Österreich und Deutschland ihr CMS zur Verfügung. Rund 600.000 Studierende nutzen das System. CAMPUSonline gibt es bereits seit 1998 – einer der Vorreiter im Campus-Management.

CampusNet: Das Hamburger CMS CampusNet von Datenlotsen Informationssysteme versorgt zahlreiche deutsche Hochschulen.

StudIP: Das Campus- und Lern-Management-System StudIP wird an 40 deutschen Hochschulen von rund 600.000 Studierenden genutzt.

AcedemyFIVE: Zahlreiche Hochschulen in Deutschland und der Schweiz sind Anwender der Campus-Management-Software von Simovative.

FH Complete: An der FH Technikum Wien wurde 2004 ein freies CMS speziell für die Bedürfnisse von Fachhochschulen entwickelt: FH Complete. Es besteht aus sechs Modulen für Verwaltung, Website, Stundenplan und Co. und wird an sieben österreichischen Hochschulen verwendet.

Übrigens: Eine Hochschule kann auch mehr als ein Campus-Management-System im Einsatz haben. Das ist zum Beispiel während der Migration in ein neues CMS der Fall. Während der aufwändigen Phase der Datenmigration kann es schon einmal vorkommen, dass über Monate – oder auch Jahre – zwei CMS verwendet werden. Außerdem ist es möglich, dass einzelne Studienrichtungen ergänzend ein weiteres CMS nutzen.

Lernmanagement-Systeme: So geht E-Learning

Ein CMS bietet wie bereits erwähnt eine Übersicht über alle angebotenen Hochschulservices. Zu diesen Services gehören auch Learning Management Systems (LMS). LMS sind, wie auch CMS, webbasierte Systeme und ermöglichen die Bereitstellung von Lerninhalten, die Organisation von Lernvorgängen und die Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden. LMS werden entwickelt, um Lehr- und Lernprozesse im E-Learning zu unterstützen und Lernstrukturen abzubilden. Hochschulen können damit außerdem Lernmaterialien und Nutzer*innendaten verwalten.

Das wohl bekannteste Beispiel für ein Lernmanagement-System im deutschsprachigen Raum ist Moodle. Die Open-Source-Software hat sich zu einem globalen Software-Entwicklungsprojekt im Bereich der konstruktivistischen Lehr- und Lernunterstützung entwickelt. Lehrende können in Moodle Kurse für ihre Studierenden anlegen, die dort Lernmaterialien und Abgabe-Portale finden. Auch als Kommunikationstool kann man das System verwenden. Über 300 Hochschulen im DACH-Raum nutzen Moodle – entweder unter diesem Namen oder mit einem Hochschul-eigenen Namen und Branding wie zum Beispiel die TU Graz mit dem TeachCenter oder die WUU Münster mit dem Learnweb.

Moodle und weitere Lernmanagement-Systeme

Die Welt der Lernmanagement-Systeme bietet unendliche Möglichkeiten des digitalen Lernens. Hier aber beispielhaft drei weitere LMS, die von Hochschulen im DACH-Raum genutzt werden:

ILIAS: Das Lernmanagement-System wurde 1998 als Projekt an der Universität Köln geboren. Heute wird das Open-Source-Programm, das kostenlos verwendet werden kann, von der internationalen ILIAS-Community gesteuert. Besonders Hochschulen, aber auch Schulen und Unternehmen in Deutschland und der Schweiz nutzen das Programm.

Mahara: Mit Mahara können Studierende E-Portfolios anlegen. Die Web Application ist ebenfalls als Open Source freigegeben.

Blackboard: Blackboard ermöglicht das gemeinsame Online-Lernen in über 90 Ländern. In der virtuellen Lernumgebung von Blackboard Learn findet man Zusammenarbeits- und Konferenztools in virtuellen Kursräumen.

Wenn Campus-Management-System und die virtuelle Lernumgebung eng verknüpft sind, hat das sowohl für Studierende als auch für Lehrende viele Vorteile. Studierende können dank der Verknüpfung im CMS alle Services auf einen Blick erfassen, was vor allem am Beginn des Studiums eine große Erleichterung ist. Das Campus-Management-System bildet mit dem LMS ein zentrales System zur Informationsverwaltung, für das Terminmanagement und die Kommunikation. Davon profitieren natürlich auch die Lehrenden, die aufgrund der standardisierten Prozesse und der vernetzten Sektionen ihren Arbeitsalltag über das CMS organisieren können.

Maßgeschneidert für die Anforderungen einer modernen Hochschule und wegweisend in der Software-Entwicklung – das sind Campus-Management-Systeme, die Basis des Campus-Managements.

Quellen:

European University Information Systems – EUNIS
Moodle Instanzen an deutschsprachigen Hochschulen – TU Darmstadt
Lernmanagement-Systeme – e-teaching.org

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