Hochschulmarketing: So werden Schüler*innen auf Hochschulen aufmerksam

Welche Faktoren sind ausschlaggebend für die Studienwahl? Wie können Schüler*innen bei der Suche nach dem idealen Studium unterstützt werden? Eine Umfrage gibt Aufschluss über entscheidende Faktoren und zeigt vier Ideen für effektives Hochschulmarketing.

29.07.2020

von Isabella Zick

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Das Studienjahr ist zu Ende und für zahlreiche Studierende heißt es jetzt Sommer und Sonne statt Semesterprüfungen und Stress, bevor es im Herbst wieder mit dem Wintersemester weitergeht. Voller Aufregung ist hingegen der Sommer für Maturant*innen, die mit der Studienwahl einen großen Schritt Richtung berufliche Zukunft gehen. Die Aufregung ist berechtigt, gilt es doch, aus über 3600 Studiengängen an über 70 Hochschulen allein in Österreich das „perfekte Studium” auszuwählen. Dabei sind den künftigen Studentinnen und Studenten die unterschiedlichsten Faktoren wichtig: öffentliche Verkehrsanbindung, Kosten für das Leben am Studienstandort und das Studium, Freizeitangebot, usw.

Mit einer großen Umfrage zur Studienwahl innerhalb der Studo-Community, an der rund 1800 Studierende aus ganz Österreich teilnahmen, haben wir herausgefunden, welche Faktoren bei der Studienwahl am wichtigsten sind und wie Hochschulen Schüler*innen für sich gewinnen können!

„Welches Studium passt zu mir?”

Zwei Drittel der befragten Studierenden hätten sich in der Schulzeit mehr Informationen über Hochschulen gewünscht.

„Wie läuft ein Studium ab? Wie funktioniert das Studieren überhaupt?”, auf diese Fragen haben Schüler*innen meist keine Antwort. Es herrscht eine große Informationsasymmetrie zwischen Schüler*innen und Hochschulen. Den angehenden Studierenden fehlt das grundsätzliche Wissen über den Studienalltag, dessen Vermittlung im alltäglichen Schulunterricht nicht vorgesehen ist. Dabei braucht es genau diese Informationen, um das richtige Studium auswählen zu können.  Ansonsten sind Schüler*innen gezwungen, ein Studium “blind” nach den eigenen Interessen auszusuchen und auf das Beste zu hoffen. Sie brauchen Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten des Studierens (z. B. an einer Fachhochschule, Pädagogischen Hochschule oder Universität), die Standorte der österreichischen Hochschulen (z. B. Welche Studienorte gibt es neben den Studentenstädten Wien und Graz?) und die unzähligen Studiengänge (z.B. Was kann man neben Jus, BWL und Medizin noch studieren?).

Hochschulmarketing: Warum werben Hochschulen um Schüler*innen?

Während man vor einigen Jahrzehnten nur die Wahl zwischen den großen Universitäten und einigen damals noch sehr jungen Fachhochschulen hatte, gibt es heute eine große Diversität im Hochschulsektor. Auch die Auswahl an Studiengängen ist stark gestiegen – vor allem an Fachhochschulen, die ihr Studienangebot laufend aktualisieren und an die Anforderungen der Wirtschaft anpassen. Deshalb wird es für Hochschulen immer wichtiger, Schüler*innen alle Möglichkeiten aufzuzeigen, damit sie das ideale Studium für sich finden und mit viel Motivation und Spaß am Studium dranbleiben.

Trotz hoher Lebenshaltungskosten eine der beliebtesten deutschen Studienstädte: München. - Foto: Anastasia Shuraeva, Pexels

Die wichtigsten Faktoren bei der Wahl der Studienstadt

Den richtigen Studienstandort zu wählen, war für die meisten Studierenden kein Problem – fast 95 % der Umfrageteilnehmer*innen sind mit “ihrer Studienstadt” sehr zufrieden. Folgende Faktoren sind den Studierenden bei ihrem Studienstandort aber besonders wichtig:

Auf Platz eins liegen ganz klar die Grünflächen in der Stadt, die über 65 % der Studierenden als sehr wichtig bzw. wichtig einschätzen. Die öffentliche Verkehrsanbindung ist für mehr als 60 % der Studierenden sehr wichtig, außerdem die Lebenshaltungskosten (58 %) und die Lage des Campus (54 %). Ebenfalls relevant sind die Verkehrsanbindung an andere Bundesländer, eine fahrradfreundliche Infrastruktur und das Freizeit- und Sportangebot der Stadt.

Die wichtigsten Faktoren bei der Studienwahl

Sehr spannende Erkenntnisse liefern die Antworten auf die Frage “Was ist dir an deinem Studium am wichtigsten und was empfindest du als weniger wichtig?”. Spannend sind die Ergebnisse deshalb, weil sie überraschenderweise komplett unabhängig von Hochschulen und deren Kommunikationsarbeit sind: Der wichtigste Faktor für die Studienwahl sind die beruflichen Chancen – über 65 % der Studierenden ist dieser Faktor sehr wichtig oder wichtig. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das Hochschulsystem (55 %) – Universität, FH oder PH – und die Kosten für das Studium (53 %). Weniger wichtig sind der Ruf der Hochschule, die Möglichkeit von Auslandssemestern, die Dauer des Studiums und die Internationalität der Hochschule.

Welche Informationen wünschen sich Schüler*innen?

Zwei Drittel der Befragten Studierenden hätten sich als Schüler*innen mehr Informationen über Hochschulen gewünscht. Was genau sie wissen wollten? „Alles”, so die einstimmige Antwort. Schüler*innen wünschen sich allgemeine Informationen zum Studieren und wollen möglichst viele Hochschulen und deren Studiengänge kennenlernen. Außerdem soll der Lebensabschnitt „Studium” realistisch und kritisch erklärt werden. Wichtige Fragen sind für Schüler*innen:

  • Wie läuft ein Studium ab?

  • Was ist der Unterschied zwischen einer Universität und einer Fachhochschule?

  • Wie funktioniert das Inskribieren und die Anmeldung für Lehrveranstaltungen?

  • Wie funktioniert ein Studium im Ausland?

  • Welche Beihilfen und Stipendien gibt es?

  • Welche Berufsmöglichkeiten hat man nach einem Studium?

Konkrete Maßnahmen für das Hochschulmarketing

Der wichtigste Kanal, um sich über mögliche Studien zu informieren, ist ganz klar die Hochschul-Website. Mehr als ein Drittel der befragten Studierenden nutzte die Website der Hochschule als primäre Informationsquelle. Ein Viertel der Teilnehmer*innen besuchte den Tag der offenen Tür, um mehr über das gewünschte Studium zu erfahren, und rund 20 % erhielten von Freunden oder der Familie den entscheidenden Hinweis auf das Studium. Nur rund 10 % informierten sich über soziale Medien oder nahmen die Maturant*innenberatung der Hochschulvertretungen in Anspruch.

Schüler*innen sind also auf jeden Fall in der Lage, Informationen über verschiedene Studienrichtungen selbst zu suchen. Trotzdem wünschen sie sich mehr persönliche Unterstützung von Schule und Hochschule auf dem Weg zu ihrem idealen Studium. Aus dem Feedback der befragten Studierenden haben wir deshalb vier Ideen für Schulen und Hochschulen formuliert:

1. Besuche am Campus

Lehrer*innen können mit ihren Schulklassen Vorlesungen besuchen und diese mit Führungen über den Hochschul-Campus kombinieren. Mit „Studieren Probieren” gibt es bereits ein solches Angebot der österreichischen Hochschüler*innenschaft, das aber nur von Einzelpersonen genutzt werden soll. Ganz Schulklassen sind nicht das Ziel dieses Angebots. Hier könnten Hochschulen ein Pilotprojekt für Schulklassen starten!

Bibliothek, Hörsäle, Mensa - bei einer Campus-Tour gibt es für Schüler*innen viel zu entdecken. - Foto: Pixabay

2. Absolvent*innen präsentieren ihr Studium

Schulen können die eigenen Absolvent*innen auf einen Besuch einladen, bei dem diese von ihrem Studium und ihrer Hochschule erzählen. Diese Besuche können in einzelnen Schulstunden oder gesammelt mit anderen Absolvent*innen als Schul-interne „Studienmesse” stattfinden.

3. Ein „Wahlomat” fürs Studium

Mit dem „Wahlomat” und „wahlkabine.at” bekommen Wähler*innen einen schnellen Überblick darüber, welche Parteiprogramme zur Person passen. Das gleiche Prinzip könnte man auch für die verschiedenen Studienrichtungen und Hochschulen anwenden und so den Schüler*innen ein simples Tool zur Interessenfindung bieten. Beispiele für solche Interessentests findet man hier. Werden an einer Schule bereits Berufseignungstests durchgeführt, sollten diese unbedingt durch Informationen zu den passenden Studien ergänzt werden.

4. Informationen, Unterlagen und Plakate bereitstellen

Es klingt simpel, ist aber sehr effektiv: Hochschulen können Infomaterial an Schulen bereitstellen oder Plakate aufhängen lassen und so ganz einfach und ungezwungen interessierte Schüler*innen erreichen. Etwas auffälliger macht es die Montanuniversität Leoben: Diese tourt bereits seit Jahren mit einem umgebauten "Show-Truck" durch die österreichischen Schulen und sorgt für eine ungewöhnliche erste Begegnung mit der Hochschule, die den Schüler*innen in Erinnerung bleibt.

Probieren geht über studieren – trotzdem brauchen Schüler*innen am Beginn dieses neuen, spannenden Lebensabschnitts „Studium” Informationen und Sicherheit. Mit unseren vier Ideen und den wichtigsten Faktoren zu Standort und Hochschule im Hinterkopf lässt sich eine geeignete Hochschulmarketing-Strategie entwickeln, mit der Schüler*innen ihr ideales Studium leichter finden. Auch Studo versucht in einem Pilotprojekt, Schüler*innen bei der Wahl ihres Studiums zu helfen. Für mehr Austausch zwischen Schüler*innen und Studierenden wurden die Student Meetups ins Leben gerufen. In den Treffen per Videocall stellen Studierende ihr Studium vor und Schüler*innen können alle Fragen rund ums Studieren stellen. Das Pilotprojekt wurde Ende Juni gemeinsam mit dem Zentrum für Entrepreneurship der Uni Graz und der Marketingabteilung der TU Graz gestartet und mit drei Student Meetups getestet.

Das Studo-Team möchte diese Initiative gerne noch größer ausrollen, um in Zukunft studieninteressierten Schüler*innen eine Chance zu bieten, sich mit Studierenden interessanter Studienrichtungen auszutauschen. Dazu plant Studo, eng mit interessierten Hochschulen zusammenarbeiten.

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