Die Geschichte von Moodle beginnt mitten im australischen Outback. 1000 Kilometer von der nächsten Schule entfernt sah der Lernalltag von Martin Dougiamas von klein auf etwas anders aus: Er wurde von seinen Eltern zu Hause unterrichtet und lernte zusätzlich über die „School of the Air“ – ein Radiosender, der von Kalgoorlie aus Unterricht per Kurzwelle sendete. Dieser erste Berührungspunkt mit Fernlehre inspirierte Dougiamas später während seiner Studienzeit, neue Methoden des Online-Lernens zu finden. Der Computer-Science-Student nutzte die neuen Möglichkeiten des Internets, um eine erste Plattform für Online-Kurse zu entwickeln: Moodle.
Rasanter Wachstum der Open-Source-Software Moodle
Die Ur-Version von Moodle wurde von Martin Dougiamas 1999 als Open-Source-Software veröffentlicht. Eine Herausforderung in den ersten Jahren von Moodle war es, gleichgesinnte Entwickler*innen zu finden, die zu einem pädagogischen Open-Source-Projekt beitragen wollten. Nach mehreren Jahren, in denen Dougiamas Moodle allein entwickelte, schlossen sich ihm schließlich immer mehr Programmierer*innen an. Das war auch dringend notwendig, schließlich wuchs die Moodle-Community gleichzeitig exponentiell, was eine Flut an Fragen, Feedback und Fehlerberichten bedeutete.
Von rund 1000 registrierten Moodle-Seiten im Jahr 2004 wuchs die Zahl der Nutzer*innen, die Moodle als Lernmanagement-Software verwenden, bis 2010 auf mehr als 1 Million an. Diese Zahl vervielfältigte sich mit zunehmender Digitalisierung und zuletzt aufgrund der Coronapandemie, die die Fernlehre massentauglich machte.
Der grundlegende Code dqes „Moodle-Projekts“ wird seit 2004 zentral von Moodle HQ koordiniert. Das Headquarter ist ansässig in Perth, Australien, und wird bis heute mit Martin Dougiamas’ Vision geleitet, hochwertige Online-Bildung für alle zugänglich zu machen. Um die Balance zwischen dem für alle offenen Open-Source-Modell und der Einhaltung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu bewahren, geht Moodle Servicepartnerschaften ein, die die Entwicklung finanzieren.
Übrigens: Moodle ist ein Akronym und steht – auf Deutsch – für „modulare objektorientierte dynamische Lernumgebung“. Es wird aber auch gemunkelt, dass sich Erfinder Martin Dougamias im „M“ von Moodle verewigt hat.

Revolution des e-Learnings
Aus dem weltweiten Lehr- und Lernalltag ist Moodle heute nicht mehr wegzudenken. Das Lernmanagement-System wird weltweit von diversen Bildungseinrichtungen – Schulen, Universitäten und Hochschulen – sowie Unternehmen und Behörden genutzt.
Über 150.000 Moodle-Seiten – also beispielsweise die eigene Moodle-Instanz einer Universität oder Hochschule – sind global aktiv. Weit über 52 Millionen Moodle-Kurse werden von rund 470 Millionen Nutzer*innen in ihrem Lehr- und Lernalltag genutzt. Absoluter Moodle-Weltmeister im Ländervergleich ist Spanien, gefolgt von den USA und Deutschland (Quelle: Moodle Stats).
Laut eigenen Angaben nutzen 235 deutschsprachige Universitäten und Hochschulen, davon über 180 in Deutschland, Moodle als zentrale Lernplattform. Das entspricht einer Summe von rund 1,5 Millionen Studierenden als Moodle-Nutzer*innen. Um sich zu vernetzen und das Wissen über die Nutzung der Open-Source-Software gemeinsam zu nutzen, haben deutschsprachige Universitäten und Hochschulen unter anderem den Verein Moodle an Hochschulen oder die Academic Moodle Cooperation gegründet.
Übrigens: Damit Studierende und Lehrende auch von unterwegs auf Lehrveranstaltungsunterlagen und Kurse zugreifen können, ist Moodle mobil-optimiert über Campus-Apps wie jene von Studo abrufbar. Gemeinsam mit anderen Hochschulsystemen wie beispielsweise dem Campus-Management-System lässt sich dadurch der gesamte Studienalltag über das Smartphone organisieren.

Unabhängig von Zeit und Ort lehren und lernen
Jede Moodle-Seite wird von ihren Administrator*innen individuell an die Bedürfnisse der eigenen Lehrenden und Lernenden angepasst. So könnte es beispielsweise sein, dass an Fernhochschulen kollaborative Funktionen und Diskussionsforen stärker genutzt werden. Hochschulen mit Präsenzlehre könnten dafür die Dateiverwaltung stärker priorisieren, um in Lehrveranstaltungen das Teilen von Inhalten oder die Abgabe von Essays, Seminararbeiten und Co. digital abzuwickeln.
Von Foren und Mitteilungsübersichten über Dateiverwaltung und Wikis bis hin zu Kalender und Dashboards zum individuellen Lernfortschritt bietet Moodle eine ganze Bandbreite an Funktionalitäten für die Hochschullehre an. Für Blended Learning, Flipped Classroom und Co. ist Moodle dadurch ein wichtiges Instrument. Dazu kommen noch diverse Anwendungen für Administrator*innen: So kann eine Moodle-Seite beispielsweise völlig individuell gelayoutet und dem Corporate Design der Bildungseinrichtung angepasst werden. Darüber hinaus können natürlich verschiedene Rollen verwaltet und Plug-ins angebunden werden.
Studierende profitieren von Moodle als Lernmanagement-System, indem sie sich zu jeder Zeit und an jedem Ort – mit Internetzugang – weiterbilden können. Diese Unabhängigkeit vom klassischen Präsenzunterricht ist spätestens mit der Coronapandemie ein wichtiger Faktor für die Lehre geworden und ermöglicht ein individuelles Studienerlebnis.
Die wichtigsten Fakten zu Moodle zusammengefasst:
Mit 470 Millionen Nutzer*innen ist Moodle das weltweit erfolgreichste Lernmanagement-System.
Die erste Version von Moodle wurde 1999 von Martin Dougiamas veröffentlicht.
Bis heute wird Moodle als Open-Source-Software entwickelt – zentral koordiniert vom australischen Perth aus.
Moodle ist ein Akronym und steht für „modulare objektorientierte dynamische Lernumgebung“.
235 deutschsprachige Universitäten und Hochschulen nutzen Moodle als Lernmanagement-System.