Vor etwa drei Jahren wurden Hochschulen gezwungen, aufgrund der Pandemie auf fast vollständig digitale Lösungen umzusteigen. Manches lief von Anfang an gut, vieles aber war ein Prozess. Die Pandemie war eine große Herausforderung für Studierende und Hochschulen, aber sie hat auch gezeigt, welche Chancen die Digitalisierung bietet. Heute haben sich Hochschulen weiterentwickelt und wissen, dass gute digitale Strategien wichtig sind. In diesem Blogpost versuchen wir, auf Basis von Expert*innenmeinungen einen Ausblick und Tipps für die Zukunft der Lehre zu geben.
Blended Learning & neue Chancen
Nach den turbulenten Zeiten der Pandemie ist nun endlich wieder so etwas wie Normalität im Hochschulbetrieb eingezogen. Aber obwohl Präsenz mittlerweile wieder oberste Priorität hat, sollten die Möglichkeiten und Chancen der Online-Lehre nicht einfach wieder unter den Teppich gekehrt werden.
Laut Assoz. Prof. Dr. Viktoria Pammer-Schindler, Lehrende an der TU-Graz, bietet hybride Lehre nämlich genau die Möglichkeit, auch verhinderten Studierende an der Lehre teilhaben zu lassen. “Man kann [...] große Vorlesungen aufnehmen oder streamen. So nimmt man auch jenen nichts weg, die in Präsenz kommen wollen; und ermöglicht Studieren auch denjenigen, die das aus verschiedenen Gründen nicht können”, so Pammer-Schindler in unserem Interview.
Die Akzeptanz für solche Angebote ist durchaus vorhanden, denn laut einer Studie des Hochschulforums für Digitalisierung wünschen sich zwei Drittel der Befragten neben hybriden synchronen Formaten (wie die Übertragung der Vorlesung per Stream oder Videocall) vor allem eine interaktivere und multimedialere Lehre. 85 Prozent der Hochschulleitungen geben an, dass sie mit Hilfe von Digitalisierung in Studium und Lehre die Teilhabe an Lehrveranstaltungen für eine diverse Studienschaft verbessern wollen.
Lehre gemeinsam neu gestalten
Laut Gesche Joost, Professorin für Designforschung und Zukunftsgestaltung an der Universität der Künste Berlin, ist Transdisziplinarität das zentrale Element, das Hochschulen für eine bessere Lehre dringend benötigen. Erfahrungen der Studierenden und auch Perspektiven aus anderen Teilen der Welt sollten laut Joost in die Lehre und die Bildung neuer Formate integriert werden. Sie betonte in ihrem Vortrag beim diesjährigen University:Future Festival des Hochschulforums für Digitalisierung und der Stiftung von Innovation und Hochschullehre die Bedeutung des Austauschs mit Studierenden und der Schaffung von Räumen, in denen gemeinsam Erfahrungen gesammelt werden können.
Dabei sollen auch neue Formate wie Co-Learning erprobt und die Universität als Labor verstanden werden können. Corona habe gezeigt, dass gerade der Austausch der Studierenden und ihre Erfahrungen für die Entwicklung der Lehre besonders wichtig sind. “Wir sollten experimentieren, Fehler machen und agil bleiben, denn das ist genau das, was wir brauchen”, meint Joost. Ihre Meinung wurde auch von vielen weiteren vortragenden Expert*innen des Festivals vertreten.
Studieren in Zeiten von KI
Dass generative Künstliche Intelligenzen den Hochschulalltag beeinflussen werden, scheint keine Frage mehr zu sein. Denn bereits viele Studierende verwenden Tools wie ChatGPT, die im Handumdrehen mehr als passable Texte generieren, und bildgenerierende KIs wie Midjourney als Inspirationsquelle für Entwürfe und Designs.Viele Hochschulen beschäftigen sich daher mittlerweile mehr mit der Frage, wie KIs als kollaborative Tools in der Lehre integriert und kritisch thematisiert werden können, anstatt zu versuchen, deren Nutzung zu verhindern.
Besonders die kritische Auseinandersetzung und der Aufbau von KI-Kompetenzen wird in Zukunft eine zentrale Rolle in der Lehre spielen, sowohl für Studierende als auch für Lehrende. Darüber sind sich die Expert*innen einig. Deutschland geht diesbezüglich mit gutem Beispiel voran, viele deutsche Hochschulen fördern bereits den Erwerb von KI-Kompetenzen, indem sie KI als Lerninhalt in der Hochschule etablieren. KI-Kompetenzen umfassen zum einen technisches Wissen, Kenntnisse und Fähigkeiten zu KI-Systemen, zum anderen ein umfassendes Grundwissen, Fachwissen zum Umgang, wie auch das Wissen um deren Anwendungsbereiche.
In unserem Blogpost Wie ChatGPT den Bildungssektor revolutioniert: Was macht der Chatbot mit Studierenden und Hochschulen? haben wir uns bereits ausführlich mit dem Chatbot ChatGPT beschäftigt. Hier erfahren Sie außerdem auch, wie die TU Wien und weitere Institutionen mit dem Thema umgehen.