2012 verbrachte Lawrence Gimeno sein Auslandssemester an der University of Kentucky. Hier erlebte er zum ersten Mal ein Gemeinschaftsgefühl am Campus, das er von seiner Zeit in Österreich nicht kannte. Plötzlich hatte er wieder Spaß am Studieren, fühlte sich zugehörig und als Teil einer großartigen Community. In ihm kam die Frage auf, warum Studieren in Österreich nicht genauso viel Spaß machen konnte. Zurück in der Heimat ließ ihn seine Zeit in Amerika nicht mehr los. Also beschloss er, den amerikanischen Uni-Spirit einfach nach Österreich zu holen und organisierte bereits 2013 die ersten College Teams. 2015 folgte dann die Gründung der Austrian College Sports League (ACSL), mit der Mission, die Studienzeit tausender Studierender mit College Sport wie Basketball und American Football zu revolutionieren.
Heute ist die ACSL ein eigenständiges Unternehmen und die größte College Sport Community Europas. Insgesamt sechs Universitäten und 857 Athlet*innen sind bereits Teil davon. In Amerika haben Hochschulen den enormen Marketingwert von College Sport längst erkannt. Sie profilieren sich mit ihren Mannschaften und nutzen sie maßgeblich zur Bildung ihrer eigenen Hochschulmarke. Wie das funktioniert und wie die ACSL diesen Effekt auch nach Österreich bringen will, erzählt Lawrence Gimeno im Interview.
Hallo Lawrence, kannst du uns in wenigen Worten beschreiben, was die ACSL genau ist?
Die Austrian College Sports League (ACSL) ist College Sport in Österreich. Was man aus amerikanischen Filmen kennt, machen wir in Österreich zur Realität: Wir organisieren die offiziellen College Sport Teams der WU Wien, TU Wien, Uni Wien, BOKU, MedUni Wien und JKU Linz und veranstalten “Gamedays” im Basketball und American Football mit über 5.000 Studierenden. Dabei schaffen wir immer wieder eine unvergessliche Festival-Atmosphäre!
Warum wollt ihr das Studierendenerlebnis fördern? Wie macht ihr das?
Wir wünschen uns, dass die Studienzeit die beste Zeit im Leben der Studierenden ist. Sie soll eine Zeit sein, in der Ausbildung, Sport und Erlebnis kombiniert und neue Highlights gefeiert werden können! Sport ist ein tolles Medium, um Menschen zusammenzubringen. Mit der ACSL lernen die Studierenden neue Leute kennen, können sich an neuen Aktivitäten ausprobieren, werden im Studium unterstützt und entwickeln sich persönlich weiter – damit können sie das meiste aus sich herausholen
Warum ist es – gerade nach der Pandemie – so wichtig, das Studierendenerlebnis zu stärken?
Die Studienerfahrung hat während der Pandemie sehr stark gelitten. Onlinevorlesungen, Prüfungen, fehlende Präsenzveranstaltungen und Events haben den Faktor Studienerlebnis von einem Tag auf den anderen aus dem Studium gestrichen. Diese Jahrgänge an Studierenden konnten teilweise nicht miterleben, wie unfassbar wertvoll es ist, Teil einer aufstrebenden Community zu sein, neue Dinge und Interessante Leute kennenzulernen, auf Auslandssemester zu fahren oder in einem Stadion mit über 5.000 Fans der eigenen Uni zu feiern!
Deshalb sind wir sehr bemüht, diese Erfahrungen anzubieten und das Verpasste schnell aufzuholen! Die gestiegene Nachfrage seit Corona macht sich bei unseren ausverkauften Events stark bemerkbar und zeigt, wie sehr das den Studierenden während der Pandemie gefehlt hat.
Wie genau stärken Football- und Basketballturniere den Zusammenhalt an der Uni?
Simpel! Deine Uni spielt gegen meine Uni bei einem unfassbaren Event mit DJ, Cheerdancern, Marchingband, Community Games, rundum Entertainment und hohem sportlichen Niveau!
Jedes unserer Teams repräsentiert das Herz und die Seele der jeweiligen Universität. Die Logos, Farben, Slogans, Trikots und Merchandise erzählen die Story der Uni und schaffen eine starke gemeinsame Identität! Es ist vergleichbar mit einem Quidditch-Turnier aus Harry Potter zwischen Gryffindor, Slytherin, Hufflepuff und Ravenclaw. Nur, dass sich bei uns alles um die WU Tigers, TU Robots, Uni Wien Emperors, BOKU Beez, MedUni Serpents und JKU Astros dreht!
Welche Universitäten & Teams aus den USA habt ihr euch zum Vorbild für die ACSL genommen?
In den USA gibt es viele Beispiele an akademisch und sportlich großartigen Universitäten, die mit unvergesslichen Studienerfahrungen punkten. Persönlich werde ich nie meinen Aufenthalt an der University of Kentucky vergessen. Go Wildcats!!! National Champs 2012! (lacht) Aber auch die University of Michigan, Oregon, Florida, Georgia, Stanford oder Texas sind Role-Models in unserem Bereich.
Mit unseren Finalspielen – den ACSL Final Four im Basketball und der ACSL Summer Bowl im American Football – ist es auf jeden Fall unser Anspruch, eine Stimmung wie beim Super Bowl zu schaffen.
Inwiefern profitieren Universitäten von den ACSL-Teams?
Ein ACSL Team an der Uni schafft über das Medium Sport eine gemeinsame Identität, sowie eine universale und breite Anlaufstelle, die alle Stakeholder*innen einer Bildungseinrichtung begeistert und verbindet. Bei unseren Events finden sich nicht nur Studierende, sondern auch Professor*innen, Alumni*ae, Rektor*innen, Uni-Mitarbeiter*innen bis hin zu Gebäudeverwalter*innen und Reinigungspersonal.
Darüber hinaus werden Studierende sportlich und menschlich weiterentwickelt, bekommen Möglichkeiten, sich uni-intern und universitätsübergreifend zu vernetzen und als Teil einer starken Community glücklicher und erfolgreicher zu studieren.
Ist College-Sport ein Tool zur Markenstärkung einer Universität?
Gemeinsam mit unseren Universitäten bauen wir die Marke einer Universität auf emotionaler Ebene auf. Wir bringen Spirit, Zugehörigkeitsgefühl, Erlebnis und unvergessliche Momente an die Uni! Studierende sollen ihre Universität bzw. die Studienzeit mit den besten Momenten ihres Lebens verbinden und eine Gemeinschaft formen, die weit über das Studium hinausgeht, Zusammenhalt stiftet und noch viele Jahre Freude bereitet.
Mit dieser starken Verbundenheit wird jeder Studierende zu einer*m starken Markenbotschafter*in und repräsentiert proaktiv den Spirit der Universität nach außen!
Danke für das Interview.
Titelbild: Markus Rist