Bereits im März haben wir bei den Studierenden nachgefragt, wie sie sich die Corona-Maßnahmen auf das Studium auswirken. Im April, genau einen Monat nach der ersten Umfrage, stellten wir diese Fragen erneut. So ergibt sich ein Vergleich zwischen der turbulenten Anfangszeit und der nun bereits gewohnten Distanzlehre.
Die Corona-Umfrage im April wurde, wie jene vom März, über den Newsfeed in der Studo App an jene Studierende ausgespielt, die an einer österreichischen Hochschule studieren. Von 23. April bis 30. April nahmen an der Erhebung 1.260 Studierende teil. Die Themen der Umfragen waren, wie auch zuvor, das Studieren im Homeoffice, der Umgang der Hochschule mit der Ausnahmesituation und das persönliche Wohlbefinden während der Corona-Krise.
Für eine bessere Auswertung der Ergebnisse unterscheiden wir bei einigen Fragen zwischen den Rückmeldungen von Studierenden an Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen.
Verzögerung des Studienfortschritts
Besonders im März beschäftigte die Studierenden die Sorge um den Studienfortschritt. Viele waren davon überzeugt, dass die Corona-Maßnahmen ihr Studium behindern und sie ein Semester verlieren würden. Bis April konnten hier viele Unsicherheiten geklärt werden - diesen Eindruck erwecken die Ergebnisse der Frage „Glaubst du, dass die aktuelle Einstellung des Lehr- und Prüfungsbetriebs deinen Studienfortschritt verzögert?”
Zwar sagen immer noch 55 % der Studierenden, dass sich aufgrund der Einstellung des Lehr- und Prüfungsbetriebs ihr Studium verzögert, doch dafür stieg die Zahl jener Studierenden, die nun wissen, dass sie wie geplant weiterstudieren können. Für mehr Sicherheit sorgte hier vermutlich auch die Bekanntgabe des neutralen Semesters. Durch diese Maßnahme fällt das Semester „aus der Wertung” – alle Studierende erhalten auch weiterhin die notwendigen Beihilfen.
Lernen im „Homeoffice”
Bei den Ergebnissen der Fragen rund um das Lernen daheim konnten wir signifikante Unterschiede zwischen den drei Formen der Hochschulen erkennen. Das Lernverhalten Studierender an Universitäten unterscheidet sich stark von jenen Studierenden an Fachhochschulen oder Pädagogischen Hochschulen.
Unsere Frage „Wie fühlst du dich mit dem aktuellen Lernaufwand?” zeigt diese Unterschiede am deutlichsten: Etwas mehr als die Hälfte der Studierenden an den österreichischen Universitäten fühlen sich mit dem aktuellen Lernaufwand zwar leicht überfordert, die restlichen Studierenden können mit dem Lernpensum aber gut umgehen. Ein Drittel fühlt sich sogar unterfordert. Das selbstständige Lernen gehört an der Uni dazu, deshalb war diese Umstellung für die Studierenden nicht so schwierig. Anders ist das bei FHs und PHs, wo eine deutliche Mehrheit (über zwei Drittel an den PHs und 80 % an den FHs) mit dem aktuellen Lernaufwand überfordert ist.
Diese Überforderung könnte an den Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen aber auch mit dem erhöhten Lernaufwand zusammenhängen. Für die Hälfte der Studierenden an FHs und PHs hat sich der Lernaufwand im Vergleich zu vor der Corona-Krise erhöht, so die Rückmeldung. An Universitäten sei das nicht der Fall: Zwei Drittel der Studierenden an Universitäten sagen, ihr Lernaufwand sei nicht gestiegen.
Lernfortschritte und Unterstützung von der Hochschule
Auch wenn viel gelernt wird, sieht es mit den Lernfortschritten aktuell nicht so gut aus: Die Frage „Schaffst du es derzeit, Lernfortschritte in deinem Studium zu machen?” konnten an Universitäten kaum Studierende bejahen. 25 % der Studierenden an Universitäten und 35 % der FH-Studierenden können Lernfortschritte feststellen. An den Pädagogischen Hochschulen antworten die Studierenden anders: Fast 50 % der Studierenden sagen, sie machen auch aktuell Lernfortschritte in ihrem Studium.
Dieser große Anteil an Studierenden mit Lernfortschritten kann auf die gute Unterstützung durch die Pädagogischen Hochschulen zurückgeführt werden. Mehr als die Hälfte der PH-Studierenden fühlen sich durch ihre Hochschule nämlich gut unterstützt. Den Zusammenhang zwischen Lernfortschritt und Unterstützung durch die Hochschule sieht man auch bei Fachhochschulen und Universitäten: 35 % der FH-Studierenden und 25 % der Uni-Studierenden fühlen sich von ihrer Alma Mater gut unterstützt.
Von Präsenz- zu Distanzlehre
Die Unzufriedenheit mit der Distanzlehre war im März noch ziemlich groß. Herausforderungen in der Organisation und Kommunikation haben den Umstieg von Präsenz- auf Distanzlehre geprägt. Einen Monat später können die Studierenden reflektiert auf den Umstieg blicken: An FHs und PHs sind 30 % der Studierenden mit dem Umstieg von Präsenz- auf Online-Lehre zufrieden gewesen. An den Universitäten ist die Zahl geringer: 16 % der Studierenden waren zufrieden.
Heute sind die Studierenden auch mit den E-Learning- und Distance-Learning-Möglichkeiten an ihrer Hochschule zufriedener. Ein Viertel der Studierenden an Universitäten kommen mit der Distanzlehre gut zurecht; 40 % der Studierenden an PHs und FHs sind mit der Distanzlehre zufrieden.
Natürlich muss man hier die personellen Unterschiede der Institutionen berücksichtigen: Universitäten haben deutlich mehr Studierende als FHs und PHs, für die eine E-Learning-Umgebung bereitgestellt werden muss. Außerdem mussten im März auch Forschungsabteilungen auf Homeoffice umgestellt werden, was ebenfalls mit großem Aufwand für die Hochschul-IT verbunden war.
Mentale Gesundheit von Studierenden während Corona
So groß die Unterschiede zwischen den Studierenden bei den bereits erwähnten Fragen auch waren, so einig sind sich die Studierenden bei der Frage nach Angst und Panik wegen Corona: 60 % der Studierenden haben keine Angst oder Panik in der aktuellen Situation. Trotzdem geht es vielen Studierenden in der Krise nicht gut – möglicherweise wegen Job- oder Geldverlust oder gar aufgrund von Krankheitsfällen in der Familie.
„Bitte, bitte motiviert die Hochschulen und Unis, mehr für die mentale Gesundheit ihrer Studierenden zu tun”, war ein persönliches Feedback in der Umfrage an uns. Wie wichtig mentale Gesundheit für den Erfolg im Studium ist, wissen Hochschulen. Trotzdem ist eine flächendeckende psychologische Betreuung noch nicht überall gegeben und auch die Hemmschwelle, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, zu groß. Es braucht Bewusstseinsbildung, einfach zugängliche und kostenlose Beratung, um in solchen Ausnahmesituationen wie der Corona-Krise mehr Studierende versorgen zu können.
„Bitte, bitte motiviert die Hochschulen und Unis, mehr für die mentale Gesundheit ihrer Studierenden zu tun”, war ein persönliches Feedback in der Umfrage an uns. Wie wichtig mentale Gesundheit für den Erfolg im Studium ist, wissen Hochschulen. Trotzdem ist eine flächendeckende psychologische Betreuung noch nicht überall gegeben und auch die Hemmschwelle, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, zu groß. Es braucht Bewusstseinsbildung, einfach zugängliche und kostenlose Beratung, um in solchen Ausnahmesituationen wie der Corona-Krise mehr Studierende versorgen zu können.
Hochschulen, ihr macht das großartig!
Dieses Stimmungsbild der Distanzlehre aus Studierenden-Perspektive mag auf den ersten Blick nicht so positiv sein. Trotzdem blicken viele Studierenden optimistisch auf dieses „Online-Semester” und sind neugierig auf diese neue Art des Lehrens und Lernens. Sie sind stolz auf ihre Hochschulen, die sich so sehr bemühen, den Unterricht aufrecht zu erhalten. Und sie geben wichtiges Feedback, wie Hochschulen die Distanzlehre noch weiter verbessern können. Diese Rückmeldungen, einige von hunderten Einsendungen, wollen wir nicht vorenthalten:
„Bin wirklich sehr beeindruckt, wie super und schnell unsere Uni alles umgestellt hat.” – Wirtschaftsuniversität Wien
„Es wäre schön, wenn alle Vorlesungen aufgezeichnet werden und im Blackboard oder Moodle zur Verfügung stehen.” – Universität Salzburg
„Danke an die motivierten ProfessorInnen, die die Lehrinhalte hervorragend auf Online-Lehre umstellten. Für mich gibt es keinen Lernverlust!” – Pädagogische Hochschule Steiermark
„Ich habe mich auf gewisse Lehrveranstaltungen sehr gefreut und höre Lehrpersonen lieber zu. Deswegen frustriert mich die aktuelle Situation ein bisschen.” – Universität Wien
„Auch wenn die Online-Lehre super funktioniert, finde ich die Präsenzlehre um Welten besser.” – Veterinärmedizinische Universität Wien
„Bei manchen LVs würde ich mir mehr Informationen wünschen. Einfach regelmäßige Updates, die die jeweiligen LVs betreffen, damit man mehr Planungssicherheit z. B. bei Praktika oder Arbeit hat." – Technische Universität Graz
„Mein Wunsch wäre es, diese Feedback-Bögen auch mit den jeweiligen Hochschulen zu teilen!” – FH bfi Wien
Diesen Wunsch wollen wir gerne erfüllen. Wenn Sie Vertreter*in einer Hochschule sind, teilen wir gerne die Ergebnisse Ihrer Hochschule mit Ihnen. Schicken Sie uns dafür einfach eine E-Mail – wir melden uns dann sofort bei Ihnen!
Corona wird dieses Semester zu einem ganz besonderen machen. Die Studierenden, Hochschulen und auch wir sind gespannt, welche Erfahrungen man in den kommenden Monaten in der digitalen Lehre machen wird. Wir halten Sie auf unserem Blog auf dem Laufenden. Bis dahin:
Bleiben Sie gesund!
Ihr Studo-Team ❤️