Die Daten sind besorgniserregend: Über die Hälfte (52 %) der Studierenden in Deutschland und Österreich hat einen weniger guten bis schlechten psychischen Gesundheitszustand. Auch die Lebensqualität leidet aktuell und wird von einem Großteil (82 %) der Befragten als mittelmäßig bis sehr schlecht eingestuft. Hierbei wird ein Zusammenhang deutlich: Je schlechter die psychische Gesundheit eingeschätzt wird, desto schlechter wird auch die Lebensqualität bewertet. Gesellschaftlich sehen Studierende die psychische Gesundheit trotzdem nach wie vor als Tabuthema.
Das alles zeigt das aktuelle Mental-Health-Barometer, für das mehr als 2.000 Studierende in Deutschland und Österreich befragt wurden. Die Studie wurde gemeinsam von Studo, der meistgenutzten Studierenden-App in Österreich und Deutschland, und Instahelp, der Plattform für psychologische Beratung online, durchgeführt. Natürlich war in der Studie auch die Corona-Pandemie ein Thema, denn, so Studo-Geschäftsführer Lorenz Schmoly: „Die Pandemie hat die Situation der Studierenden noch verschärft. Uns erreichen täglich Nachrichten von Studierenden, die mit ihrem Arbeitsaufwand im Studium, Sorgen um ihre Familie und der Einsamkeit überfordert sind. Mit dieser Studie wollen wir den Studierenden, unserer Community, eine Stimme geben und ihre Erfahrungen teilen – und idealerweise können Entscheidungsträger*innen damit Verbesserungen erreichen.”
Die Pandemie macht das Studieren schwerer
Insgesamt fühlen sich 40 Prozent der Studierenden durch die Pandemie stark oder sehr stark in ihrer Studienleistung, zum Beispiel beim Absolvieren von Prüfungen, beeinträchtigt. Besonders belastend sind laut Studie für knapp die Hälfte (49 %) der Studierenden die Überforderung bzw. der Arbeitsaufwand im Studium. Hinzu kommen ein Mangel an sozialen Kontakten für mehr als ein Drittel (36 %) und psychische Probleme (35 %). Es folgen Prüfungen (32 %) und Einsamkeit (30 %).
Für eine große Mehrheit der Studierenden sind körperliche und mentale Gesundheit gleich wichtig. Trotzdem nehmen sie sich aktuell lediglich bis zu einer Stunde pro Woche für ihre mentale Gesundheit Zeit – zum Beispiel in Form von Meditation oder psychologischer Gespräche. Für ihre körperliche (Fitness, Ernährung etc.) und ihre soziale (z. B. Freund*innen treffen) Gesundheit haben sie hingegen deutlich mehr Zeit (2-5 Stunden/Woche).
Wichtigste Ansprechpersonen für Studierende: Freund*innen und Familie
Bei psychischen Problemen wenden sich Studierende laut Studie im ersten Schritt an Freund*innen und Familie oder vertrauen auf Selbsthilfe (zum Beispiel Recherche im Internet oder in Büchern). Dennoch sehen Studierende in professioneller Unterstützung, wie psychologischer Beratung, die bevorzugte Lösung – vorausgesetzt, sie wäre kostenlos. 85 Prozent der Studierenden geben an, unbedingt oder zumindest manchmal professionelle Unterstützung bei mentalen Herausforderungen wie Stress in Anspruch nehmen zu wollen. Nur 13 Prozent glauben, dies nicht zu brauchen.
Grenzen der Selbsthilfe erreicht
„Es ist alarmierend, dass Studierende psychisch belastet sind, aber nicht wissen, wie sie sich um ihre mentale Gesundheit kümmern können. Wir brauchen, wie in den Bereichen Ernährung und Fitness, nun eine verstärkte Bewusstseinsbildung für Mental Health. Der Hilferuf nach professioneller Unterstützung ist nach den Corona-Jahren laut, aber diese muss für Studierende leistbar sein“, fordert Instahelp-Geschäftsführerin Dr. Bernadette Frech. Es sei ein gutes Zeichen, dass unter Studierenden physische und psychische Gesundheit bereits denselben Stellenwert haben. Dennoch sei psychische Gesundheit ein Tabu, das mehr Bewusstseinsbildung notwendig mache.
Über die Studie
Das Mental-Health-Barometer verfolgt das Ziel einer Längsschnittstudie, um die Entwicklung der mentalen Gesundheit von Studierenden zu erheben. Der erste Erhebungszeitraum erstreckte sich von 15. November bis 7. Dezember 2021. 2.040 Studierende in Österreich und Deutschland haben die Befragung vollständig beantwortet. Die Studie wird folgend jährlich von Studo und Instahelp durchgeführt.
Hier kommen Sie zur Infografik der Studie.