Ein Studium dauert häufig länger, als in der vorgesehenen Zeit – im Bachelor meist sechs Semester – angenommen. Besonders an den öffentlichen Universitäten ist die Frage der Studierbarkeit ein großes Thema. Laut Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung schließt nur jede*r zweite Studierende an öffentlichen Universitäten das Studium in der vorgesehenen Zeit ab. Welche Rahmenbedingungen muss man schaffen, um ein zügiges, erfolgreiches Studieren zu ermöglichen?
Was bedeutet Studierbarkeit?
Hochschulen sollen durch die Schaffung entsprechender struktureller Rahmenbedingungen und die Bereitstellung unterstützender Angebote das Absolvieren eines Studiums in der vorgesehenen Dauer möglich machen – und das mit einem zumutbaren Workload. Das BMBWF sagt außerdem, "Studierbarkeit zu verbessern, bedeutet für die Universitäten auch auf die Anforderungen unterschiedlicher Studierendengruppen einzugehen, die sich etwa aus Berufstätigkeiten und familiären Verpflichtungen ergeben".
Alle drei Hochschulsektoren – Universitäten, Privatuniversitäten und Fachhochschulen – sind sich bewusst, wie wichtig Studierbarkeit für die Studierenden ist. Öffentliche Universitäten haben deshalb zum Beispiel Beratungen, Betreuung und Unterstützung der Studierenden (Student Support) ins Leben gerufen. Die Studierenden müssen sich nämlich im Klaren sein, welches Studium zu ihnen passt und welche inhaltlichen und zeitlichen Anforderungen gefragt sind.
Das Studium “studierbar” machen
Neben den bereits erwähnten Beratungsangeboten sind sich die Hochschulvertreter einig, dass es mehr Flexibilität für berufstätige Studierende oder Studierende mit Betreuungspflichten braucht. Spätestens mit der Corona-Pandemie hat die digitale Lehre aber einen großen Sprung quer über die Hochschultypen hinweg gemacht. Mit zwei Vorreiter*innen in den Bereichen Blended Learning oder hybride Lehre haben wir auch im Rahmen unseres Blogs im Detail gesprochen.
Workload: der Arbeits- und Zeitaufwand für ein Studium
Ein weiterer Faktor, der die Studierbarkeit beeinflusst, ist der Workload. Je nach Lehrveranstaltung müssen die Studierenden mit unterschiedlichen Anforderungen an Präsenz am Campus, Arbeits- und Zeitaufwand rechnen. Dieser Aufwand muss den vorgegebenen ECTS entsprechen, damit die Studierenden ein zumutbares Arbeitsvolumen pro Semester erwarten können – und am Ende den Abschluss in der vorgesehenen Studiendauer schaffen. Ein ECTS bedeutet in Österreich den Aufwand von 25 Arbeitsstunden.
Fallbeispiel: Wie die Med Uni Graz und Studo die Studierbarkeit evaluieren
Mit der Stabsstelle für Qualitäts- und Wissensmanagement der Medizinischen Universität Graz durften wir 2017 ein besonderes Projekt für mehr Studierbarkeit entwickeln. Im medizinischen Bereich gab es großen Handlungsbedarf, damit das bereits 12 Semester dauernde Medizinstudium auch in dieser Zeit abgeschlossen werden kann. Ein erster Schritt in diese Richtung war die Zusammenarbeit mit Studo. Die unsere Studo App bereits von den meisten Studierenden der Med Uni Graz genutzt wurde, war sie die ideale Plattform für das gemeinsame Projekt: eine Workloaderhebung im App-Format.
Indem die Studierenden ihren täglichen Aufwand für die Lehrveranstaltungen in der App dokumentieren, lässt sich der tatsächliche Aufwand für die ECTS messen. So kann die Medizinische Universität Graz auf lange Sicht das Curriculum weiterentwickeln. Die Erhebung hat in den letzten Semestern eine sehr gute Rücklaufquote gezeigt, was vor allem daran liegt, dass die Studierenden die Studo App täglich nutzen und die Erhebung schnell und einfach erledigt ist. Die Workloaderhebung wurde durch die umfassenden Ergebnisse zu einem wichtigen Faktor in der Qualitätskontrolle des Studienplans.
Seit diesem erfolgreichen Projekt setzen auch die Veterinärmedizinische Universität Wien und die Technische Universität Graz die Workloaderhebung ein, um die Qualität ihrer Studien zu sichern. Nährere Informationen zur Workloaderhebung finden Sie hier.